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Ein Hoch auf den Kaktus II

by Estefania

Unsere Unterkunft war mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Hinter der Veranda, die sich als ausgezeichneter Ort zum Dinieren herausstellte, befand sich ein kleiner Pool, der uns nach den Reisestrapazen Erfrischung brachte. Da wir uns in den nächsten 14 Tagen selbst versorgen wollten, begaben wir uns zum nächst gelegenen Supermarkt. Bergab, bergauf, eine frei laufende Ziegenherde passierend und auf die geteerte Straße rechts abbiegend, erreichten wir einen Minimarket. Hier deckten wir uns mit dem Nötigsten für die nächsten Tage ein. Die lokalen Preise inspirierten zu genauer Kalkulation und gewissenhaftem Abwägen beim Einkauf.

Barber Kirche

Wir brachten unsere Einkäufe nach Hause und bereiteten uns mit Hilfe des Gasherdes ein schmackhaftes Abendessen zu. Während uns der Wind auf der Veranda in den Ohren säuselte, schmiedeten wir Pläne für den nächsten Tag.

Vorerst wollten wir uns ein besseres Bild von unserer näheren Umgebung verschaffen. Da der Bezirk Barber, in dem wir untergebracht waren, im nördlichen Teil der Insel liegt, wollten wir direkt den nördlichsten Punkt der Insel, Westpunt und die der Stadt nahe gelegene Sehenswürdigkeit Watamula in Erfahrung bringen. Am Noordpunt sollte sich laut Karte ein Leuchtturm befinden, den ich mir ebenfalls nicht entgehen lassen wollte.

Von Barber führte eine kaum befahrene Straße mit nur wenigen Schlaglöchern (man berichtete uns, dass wir Glück hatten, da ein paar Monate vorher um Weihnachten alle Straßen ausgebessert worden seien) in Richtung Westpunt. Auf dem Weg passierten wir das Landhaus Savonet.

Landhuis Savonet

Es ist eines von vielen Landhäusern, die im 18. und 19. Jahrhundert zur Kolonialzeit auf Curacao erbaut wurden. Sie dienten den Kolonialherren und ihren Haussklaven als Wohnstätte und bildeten den Mittelpunkt jeder Plantage. Meist wurden diese Häuser auf erhabenem Grund errichtet, damit anliegende Felder, benachbarte Plantagen und die dort arbeitenden Sklaven gut im Auge behalten werden konnten. Viele Plantagen dienten Orten und Stadtvierteln als Namensgeber. Die Landhäuser, die noch heute erhalten sind, erfahren eine vielfältige Nutzung. Ihr Verwendungszweck reicht von Museen und Kulturzentren über Künstlerateliers und Galerien, bis hin zum Rehabilitationszentrum, Restaurant oder Resort. Der berühmte Blue Curacao Likör wird in den Räumlichkeiten des Landhuis Chobolobo, in Willemstad gebrannt.

Das Landhaus Savonet, an dem wir einen kurzen Zwischenstopp einlegten, war einst für die Produktion von Wolle, Hülsenfrüchten und Holz bekannt. Am Eingang des Christoffel Parks gelegen, dient es als Ticketshop, Museum und idealer Ausgangspunkt für Touren durch den Nationalpark.
Weiter ging die Fahrt Richtung Norden. Mitten auf dem warmen Asphalt der Straße sonnten sich Leguane jeglicher Größe und Couleur. Einige ließen sich gar nicht vom tuckernden Motor der Ente irritieren und verharrten in ihrer Position. Andere wechselten die Straßenseite oder verschwanden in Büschen, kurz bevor das Auto auf ihrer Höhe war.

Leguan auf Haupstraße

Wir erreichten Westpunt ohne auch nur den geringsten Schwund bei der heimischen Leguanpopulation verursacht zu haben und hielten gegenüber einer Kirche an. Beim Blick über die nächste Mauer bot sich eine fantastische Sicht auf den Playa Piskado und seine friedlich ankernden Fischerboote. Playa Piskado war der erste Strand, den wir erblickten. Die unerwartete Aussicht auf den goldgelben Sand und das türkisblaue Meer setzte unweigerlich glückselige Urlaubsgefühle frei und erinnerte fast an Karibik Klischees. Während man auf einer einsam geteerten Landstraße vorbei an trockenen kakteenbewachsenen Landschaften und grünen Hügeln voller Hartlaubgewächse fährt, entsteht ein besonderer, neuer und einzigartiger Blick auf diese Gegend. Curacao bedient nicht die klassische Karibikfantasie von kilometerlangen puderweißen Stränden. Es ist vielmehr eine Insel, die eben viel mehr zu bieten als das und so das Auge des Besuchers gekonnt auf seinen Facettenreichtum lenkt. Das bestätigte unser nächster Halt: Watamula.

Playa Piskado

 

 

 


Ein Hoch auf den Kaktus I

by Estefania

Ein Hoch auf den Kaktus

Es war eine fixe Idee. Air Berlin bot am Tag meines Geburtstags vergünstigte Nonstop-Flüge in die Karibik an. Bis zum Abflug blieben gut vier Wochen. Ich würde pünktlich zum Start des neuen Semesters wieder in Deutschland sein. Im Rahmen meiner übermütigen Geburtstagslaune kam es bei Kaffee und Kuchen zur Buchung des Fluges. Mein Vorwissen zur Ziel-Insel fiel bis dahin recht bescheiden aus. Ich wusste, dass ein Getränk nach ihr benannt ist und dass ein ehemaliger Klassenkamerad von mir dort über einige Monate ein Praktikum in einer Tauchschule absolvierte. Dass die Insel ein Paradies für Taucher sei, erbrachte auch die Googleabfrage. Bevor es losgehen sollte, wollte ich mir noch ein paar Insidertipps meines Bekannten einholen. Gesagt, getan. Ich bombardierte ihn mit Fragen bezüglich Unterkünften, Sightseeing, seinen persönlichen Highlights vor Ort und Tauchspots, die er empfehlen könnte. Da es sich bei meinem alten Bekannten um einen sehr netten Menschen handelt, blieb keine meiner Fragen unbeantwortet (Danke, Christian!). Gefüttert mit immer mehr Informationen stieg die Vorfreude auf den Trip. Gleichzeitig bereute ich, dass ich im Sprachenzentrum meiner Uni letztes Semester keinen Niederländisch-, sondern einen Arabischkurs belegte.  Niederländisch in der Karibik? Ja, auf den niederländischen Antillen wäre dies, neben dem Erlernen von Papiamentu, einer auf den ABC-Inseln (Aruba, Bonaire und Curacao) gebräuchlichen Kreolsprache, durchaus eine solide Basis für eine reibungslose Kommunikation gewesen.
Nun stand noch die Frage nach einem Dach über dem Kopf aus. Über airbnb gab es fabelhafte und bezahlbare Unterkünfte, nur waren die meisten so kurzfristig schon ausgebucht. Nach etwas intensiverer Suche fiel die Wahl auf eine Bleibe im Norden der Insel. In der Nähe des Christoffel-Nationalparks, nähe Barber wollten wir die ersten 9 Tage verbringen. Da wir uns das geschäftige Treiben rund um die Hauptstadt Willemstad nicht entgegen lassen wollten, buchten wir für die restlichen 5 Tage eine Unterkunft im südlichen Teil der Insel. Um die Insel nach Lust und Laune erkunden zu können und dabei nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, die laut Reiseberichten zudem sehr unregelmäßig fahren sollten, mieteten wir über Ducks United einen Citroen 2CV, Baujahr 1981. Ich saß zum ersten Mal in einem Auto dieser Art und schloss es nach anfänglicher Skepsis schnell ins Herz. Mein Highlight war das Rolldach Verdeck, die hochklappbaren Fenster und die durchgehende vordere Sitzbank. Auch hervorzuheben ist die Klimaanlage, die durch das Auf- und Zuklappen von Lüftungsschlitzen unter der Frontscheibe aktiviert oder ausgeschaltet werden konnte.

Curacao Nummernschild 3 dreh

Ente Nummernschild

Nachdem die Koffer auf der Rückbank verstaut wurden, zückten wir die Google Maps Wegbeschreibung, die uns ohne Umschweife zur angemieteten Ferienwohnung führen sollte. Der Bezirk Dokterstuin war nach einer knappen halben Stunde geradeaus fahren erreicht. Jetzt galt es nur noch die passende Hausnummer zu finden. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass zwei aufeinanderfolgende Ziffern an völlig unterschiedlichen Plätzen in einem Bezirk liegen konnten. Das Problem war auch, dass es keine geteerten Straßen mit Beschilderungen gab, sondern nur der Bezirk einen Namen hatte und man dort wissen musste, wo sich die jeweiligen Hausnummern befinden. Logisch herleiten ließen sie sich zumindest nicht und uns konnte auch keiner der Nachbarn weiterhelfen. Entweder verstanden sie kein englisch oder für sie war das Nummernsystem ebenso wenig nachvollziehbar wie für uns. Die Häuser waren in relativ großen Abständen zueinander gebaut, sodass man teilweise die durch Kakteen begrenzte Schotterpiste bergauf und bergab fuhr, ehe das nächste Gebäude sichtbar wurde. Nach einer gut halbstündigen Irrfahrt über Stock und Stein kapitulierten wir und riefen unsere Vermieterin per Handy, welches nur im Notfall benutzt werden sollte, zu Hilfe. Sie fand uns glücklicherweise recht schnell um uns mit ihrem Auto zu unserer Herberge zu lotsen.

Garten

Freunde der SonneAussicht Dokterstuin

 


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