Es war eine fixe Idee. Air Berlin bot am Tag meines Geburtstags vergünstigte Nonstop-Flüge in die Karibik an. Bis zum Abflug blieben gut vier Wochen. Ich würde pünktlich zum Start des neuen Semesters wieder in Deutschland sein. Im Rahmen meiner übermütigen Geburtstagslaune kam es bei Kaffee und Kuchen zur Buchung des Fluges. Mein Vorwissen zur Ziel-Insel fiel bis dahin recht bescheiden aus. Ich wusste, dass ein Getränk nach ihr benannt ist und dass ein ehemaliger Klassenkamerad von mir dort über einige Monate ein Praktikum in einer Tauchschule absolvierte. Dass die Insel ein Paradies für Taucher sei, erbrachte auch die Googleabfrage. Bevor es losgehen sollte, wollte ich mir noch ein paar Insidertipps meines Bekannten einholen. Gesagt, getan. Ich bombardierte ihn mit Fragen bezüglich Unterkünften, Sightseeing, seinen persönlichen Highlights vor Ort und Tauchspots, die er empfehlen könnte. Da es sich bei meinem alten Bekannten um einen sehr netten Menschen handelt, blieb keine meiner Fragen unbeantwortet (Danke, Christian!). Gefüttert mit immer mehr Informationen stieg die Vorfreude auf den Trip. Gleichzeitig bereute ich, dass ich im Sprachenzentrum meiner Uni letztes Semester keinen Niederländisch-, sondern einen Arabischkurs belegte. Niederländisch in der Karibik? Ja, auf den niederländischen Antillen wäre dies, neben dem Erlernen von Papiamentu, einer auf den ABC-Inseln (Aruba, Bonaire und Curacao) gebräuchlichen Kreolsprache, durchaus eine solide Basis für eine reibungslose Kommunikation gewesen.
Nun stand noch die Frage nach einem Dach über dem Kopf aus. Über airbnb gab es fabelhafte und bezahlbare Unterkünfte, nur waren die meisten so kurzfristig schon ausgebucht. Nach etwas intensiverer Suche fiel die Wahl auf eine Bleibe im Norden der Insel. In der Nähe des Christoffel-Nationalparks, nähe Barber wollten wir die ersten 9 Tage verbringen. Da wir uns das geschäftige Treiben rund um die Hauptstadt Willemstad nicht entgegen lassen wollten, buchten wir für die restlichen 5 Tage eine Unterkunft im südlichen Teil der Insel. Um die Insel nach Lust und Laune erkunden zu können und dabei nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, die laut Reiseberichten zudem sehr unregelmäßig fahren sollten, mieteten wir über Ducks United einen Citroen 2CV, Baujahr 1981. Ich saß zum ersten Mal in einem Auto dieser Art und schloss es nach anfänglicher Skepsis schnell ins Herz. Mein Highlight war das Rolldach Verdeck, die hochklappbaren Fenster und die durchgehende vordere Sitzbank. Auch hervorzuheben ist die Klimaanlage, die durch das Auf- und Zuklappen von Lüftungsschlitzen unter der Frontscheibe aktiviert oder ausgeschaltet werden konnte.
Nachdem die Koffer auf der Rückbank verstaut wurden, zückten wir die Google Maps Wegbeschreibung, die uns ohne Umschweife zur angemieteten Ferienwohnung führen sollte. Der Bezirk Dokterstuin war nach einer knappen halben Stunde geradeaus fahren erreicht. Jetzt galt es nur noch die passende Hausnummer zu finden. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass zwei aufeinanderfolgende Ziffern an völlig unterschiedlichen Plätzen in einem Bezirk liegen konnten. Das Problem war auch, dass es keine geteerten Straßen mit Beschilderungen gab, sondern nur der Bezirk einen Namen hatte und man dort wissen musste, wo sich die jeweiligen Hausnummern befinden. Logisch herleiten ließen sie sich zumindest nicht und uns konnte auch keiner der Nachbarn weiterhelfen. Entweder verstanden sie kein englisch oder für sie war das Nummernsystem ebenso wenig nachvollziehbar wie für uns. Die Häuser waren in relativ großen Abständen zueinander gebaut, sodass man teilweise die durch Kakteen begrenzte Schotterpiste bergauf und bergab fuhr, ehe das nächste Gebäude sichtbar wurde. Nach einer gut halbstündigen Irrfahrt über Stock und Stein kapitulierten wir und riefen unsere Vermieterin per Handy, welches nur im Notfall benutzt werden sollte, zu Hilfe. Sie fand uns glücklicherweise recht schnell um uns mit ihrem Auto zu unserer Herberge zu lotsen.
Schreibe einen Kommentar