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20 Jahre Stunts im Filmpark Potsdam Babelsberg

by Estefania

20 Jahre Stunts

Am 3.8. fand in Potsdam die Lange Babelsberger Filmnacht statt. Wie der Name schon vermuten lässt, öffnete der Park seine Tore und Attraktionen für Besucher ausnahmsweise über die regulären Öffnungszeiten (von 10 bis 18 Uhr) hinaus. Bis 24 Uhr konnten die Besucher beispielsweise im Restaurant „Prinz Eisenherz“ dem Reimesprecher Theo Theodor und seiner Wortakrobatik lauschen. Der ganze Park war mit speziellen Programmpunkte und Attraktionen gespickt. Ein besonderes Highlight war die Vorführung der Stuntshow im Vulkan um 21.30 Uhr. Sieht man es dort sonst nur tagsüber explodieren, splittern und brennen, so waren die halsbrecherischen Stunts der zwei Frauen und vier Männer in Kombination mit loderndem Feuer, atemberaubenden Verfolgungsjagden und Sprüngen von 20 Meter Türmen von Dunkelheit umrahmt, die die Stimmung zusätzlich anheizte.

Stuntshow Teil 2.1

Stuntshow Flugzeug

 

Neben der Stuntshow, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, freute ich mich besonders über die Möglichkeit das 4-D Actionkino länger als gewöhnlich besuchen zu können. Da es an diesem Samstag besonders heiß war und die meisten Menschen deshalb wohl ein kühles Bad in einem der zahlreichen nahegelegenen Seen bevorzugten, gab es bis 18 Uhr eine angenehm geringe Zahl an Besuchern und somit sehr kurze Wartezeiten. So schaffte ich es im Laufe des Abends zwei der drei gezeigten Filme zu sehen und mich dabei kräftig durchschütteln zu lassen.

The Big Bang Flugzeug

Ein im Vorfeld stark beworbener Programmpunkt des Abends war „The Big Bang“, der um 20 Uhr vor aller Augen in die Luft gehen sollte. Dafür wurde ein extra Bereich in der Nähe des Parkeingangs abgesperrt und präpariert. Das Ziel war die größte Explosion seit 100 Jahren Filmgeschichte in Babelsberg auszulösen, die gleichzeitig Teil des neuen Image-Films sein soll.

The Big Bang FeuerDa ich leider nicht in den vordersten Reihen stand, sah ich von den kleineren Explosionen im Vorfeld leider nicht sehr viel. Gut zu sehen war hingegen der Hubschrauber, der waghalsige Flugmanöver in nächster Nähe zu Hochspannungsleitungen, die als Kulisse dienten und gleichzeitig selbst Zündstoff boten, durch die Luft rangierte. Die finale Explosion hingegen war definitiv nicht zu übersehen und heizte den Zuschauern ordentlich ein.

Kleinere Explosionen gab es auch auf dem Piratenschiff, welches als Kulisse für den Dreh von „Die drei Musketiere“ eingesetzt war. Für die Parkbesucher gab es an diesem Abend eine Making-Of Show, bei der Kampf- und Unwetterszenarien nachgestellt wurden.

Schiff Musketiere komplett

Absolut begeistert war ich von einer neuen Attraktion im Park, namens Dome of Babelsberg. Es ist eine Art interaktives 4D-Kino. Deine Reise beginnt in einer Lore, die durch eine alte Mine fährt. Auf dieser gewagten Fahrt bist du bald von Monstern und Skeletten umzingelt, die es alle auf dich abgesehen haben und nun versuchen dich anzugreifen. Jetzt bist du an der Reihe! Du schnappst dir eine gelbe Laserkanone, ( diese befindet sich neben jedem der insgesamt 24 Sitzplätze) und versuchst die finsteren Dämonen mit so vielen Treffern wie möglich in die Flucht zu schlagen. Das beste daran, deine Treffer werden von einem Computer erfasst und je nachdem wie zielsicher du auf deiner Fahrt gewesen bist, erscheint ein Foto von dir mit deiner erspielten Punktzahl am Ende in einem Highscore. Ein riesen Spaß! Ich wäre später gern noch ein zweites Mal auf Monsterjagd gegangen aber leider war die Schlange dann so groß, dass wir vor Schließung nicht noch mit reingekommen wären. Nach dem großen Abenteuer ließ es sich in angenehm illuminierter Kulisse des kleinen Mucks am Rande des Brunnen vortrefflich entspannen. Kurz vor Mitternacht fand der erlebnisreiche Abend mit einem schillernden Höhenfeuerwerk sein Ende.

Der Kleine Muck

 

 

 


Asphalt-Filmanalyse

by Estefania

Im Seminar „Filme aus der Weimarer Republik“ mit dem Regisseur und Drehbuchautor Gordian Maugg sind zu sehr bedeutenden Filmen aus dieser Zeit Rezensionen entstanden. Diese möchte ich hier vorstellen um dem Ein oder Anderen diese Werke näher zu bringen und eventuell Lust auf mehr zu machen. Den Anfang macht Asphalt.

Asphalt – Eine Analyse zum Film

Joe May inszeniert mit Asphalt ein kammerspielhaftes, reduziertes Stummfilmwerk. Es ist einer der letzten produzierten Stummfilme. Gustav Fröhlich tritt hier als Verkehrspolizist auf, der einen Kampf zwischen Liebe und Pflicht ausficht. Der „Star“ aus Metropolis erliegt letztendlich den Verführungskünsten einer aufreizenden und hingebungsvollen Diamantendiebin, gespielt von Betty Amann. Sie wurde von der UFA entdeckt. Auffallend sind die Großaufnahmen von ihrem puppenhaften Gesicht und ihren unschuldigen Wimpernaufschlägen. Der Film lebt durch die stark betonte Mimik und Gestik.  Großaufnahmen sind hierbei deshalb dominierend. Fred Majo, Hans Szekely und Rolf E. Vanloo, die Drehbuchautoren dieses Films, bedienten sich eines altbekannten und – beliebten Themas: des „Sex and Crime“.

Am Anfang wird das Großstadtleben durch dynamische Kamerafahrten gezeichnet. Durch die wandernde Kamera wird das Miteinander der Menschen und Räume sehr geschickt entschleiert. Das Pulsieren der Hauptstadt rund um den Potsdamer Platz skizziert ein opulentes Orchesterensemble. Die Straßenbilder begleitet hastende, eilende Musik, untermischt mit klirrenden Metalltönen, die den Rhythmus der Geschäftigen und Arbeitenden charakterisieren.

Geschildert wird in Asphalt letztendlich ein Kleinbürgerschicksal. Gesellschaftliche oder soziale Probleme der Zeit werden nicht mit einbezogen. Der Asphalt, die Straße ist für Joe May in diesem Fall hauptsächlich ein Ort des Lasters aber auch eine Bühne für die pulsierende Großstadt, das rege Treiben ihrer Bürger. Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Klassen finden hier nicht statt. Sie ist reduziert auf den Kampf zwischen dem Pflichtbewusstsein eines kleinbürgerlichen Polizisten und seinen Gefühlen. Er wird im Kontakt mit seinen zu beschützenden Mitbürgern getestet, ob er der Versuchung widerstehen und seine Staatstreue unter Beweis stellen kann. Der Verkehrspolizist Holk verfällt dem Charme der attraktiven und vor Schönheit anmutig leuchtenden Diamantendiebin Else. Der sonst so pflichtbewusste Beamte und Sohn ehrenwerter Eltern gerät in ihre Fänge und wirft damit all seine Prinzipien über Bord. Vorher ringt er aber stark mit seinem Gewissen, was er durch angespanntes Auf und Ab Gehen signalisiert. Es steht ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben, dass er es in der Wohnung der Diebin, die er nach langem Flehen von ihr aufsuchte, nicht wirklich aushält. Wie ein Kaninchen in der Schlangengrube windet er sich und fühlt sich sichtlich unwohl. Bis Else ihn praktisch „erklimpert“ und in ihr Bett bewegen kann. Alle Pflichten und sein komplettes Verantwortungs- und Ordnungsbewusstsein sind über Bord geworfen und vergessen. Er lebt nur noch für dieses Moment, dem er sich voll und ganz hingibt und in seinen Augen scheinen nur noch vier Buchstaben aufzuleuchten: E-L-S-E. Sie hat ihn voll und ganz in ihren Bann gezogen und für ihn scheint alles andere bedeutungslos geworden zu sein. Er hat seinen kleinbürgerlichen Käfig verlassen und ist in eine Welt voller Abgründe, aber auch voller Leidenschaft abgedriftet. Somit hat er sich im gleichen Moment auf und an die Seite einer Kriminellen geschlagen. Er handelt im Gegensatz zu Konventionen und dem, was ihm aufgebürdet wurde.

Seine Eltern im trauten Heim ahnen nichts von seinem „Doppelleben“. Sie kennen ihn als gewissenhaften und treuen Staatsbürger und vor allem sein Vater, gespielt von Albert Steinrück, der das Amt des Hauptwachmeisters inne hat, hält große Stücke auf seinen Sprössling.

Beide scheinen sich in ihrer Welt voller Ordnung und Recht sehr gut aufgehoben zu fühlen. Die Idylle der Wachtmeisterwohnung wird durch zarte Melodien von Kanarienvogeltrillern hübsch dargestellt. Signifikant ist das Zeichnen der kleinbürgerlichen und etwas beschränkten Welt durch den Vogelkäfig im Wohnzimmer. Das Tier hinter Gittern verhält sich, wenn auch unfreiwillig, wie die staatstreue Familie. Einzig ihr Sohn vermag es, die Käfigtür zu öffnen und dem Geist und Körper begrenzenden Metallkörper, wenn auch nicht gerade auf die klügste Art und Weise, zu entfliehen.

Er hat sich zeigen lassen, dass im Leben mehr als Recht und Ordnung existieren, bereut dies aber im ersten Moment auch wieder, da er sich seiner Prinzipien und Werte besinnt. Er schickt Else das von ihr verfasste Dankesschreiben und das Geschenk wieder zurück, erliegt aber bei einem erneuten Besuch in ihrer Wohnung doch wieder ihrem Charme, wobei es anschließend zu einem entscheidenden und fatalen Zwischenfall kommt. Er erschlägt seinen vermeintlichen Nebenbuhler und wird somit zum Mörder. Unter dieser Last kann er nicht weiter leben und vertraut sich völlig verstört seinen Eltern an. Sein Vater kann und will ihn nicht decken und kommt seiner Pflicht als Bürger und Hauptwachmeister nach, er händigt seinen Sohn der Polizei aus. Sein Schicksal scheint besiegelt. Die Liebe hat den Kampf verloren und ihn zu etwas werden lassen, was er selbst verabscheut hat. Freiheit über die Grenzen des Gefängnisses hinaus wird schwierig auszuüben sein. Mit der Last seiner Tat wird er wohl nur noch schwer das Leben leben können, was er immer anstrebte oder auch neu kennengelernt hat.

Noch schlimmer als er, wird seine Mutter unter der Tat ihres Sohnes und seinem Gefängnisaufenthalt zu leiden haben. Sie hat sich immer aufopferungsvoll um sein Wohl gesorgt und hat ihren Sohn sehr umsorgt. Nichts ließ sie auf ihren Liebling kommen. Als ihr Sohn seine Tat beichtete, wollte sie ihn auch nicht gehen lassen, sondern lieber selbst noch für die Tat gerade stehen. Es riss ihr das Herz raus, zu sehen, dass ihr kleiner Schatz so aus seiner Rolle fiel. Ihre schützende Hand versuchte sie trotzdem noch über ihn zu halten. Aber: „…Recht muss Recht bleiben.“ Dem muss sich auch das neugefundene Liebespaar beugen. Der Film, der eine eigentlich simple Geschichte erzählt, lebt vom speziellen Charme der Protagonistin und ihrem Sex-Appeal, mit dem sie geschickt spielt und welches durch die Großaufnahmen ihres symmetrisch und perfekt erscheinenden Gesicht, Betonung findet. Asphalt versprüht Hollywoodatmosphäre und findet trotz des tragischen Endes doch eine Art Happy End: Else, die scheint, als würde sie nur existieren um ihren Charme bei Männern auszuspielen, um mit ihnen spielen zu können, ist zu echten Gefühlen fähig und bittet Holk nach ihrer Festnahme, auf sie zu warten. So wird die Illusion und die Sehnsucht nach einer erfüllten Liebe bedient. Am Ende siegt die Liebe sogar über Recht und Ordnung. In der Welt der Liebe zählen nur wahre Gefühle und nicht, was ein Mensch im Leben falsch oder richtig gemacht hat. Er wird hier nur nach dem beurteilt, für das sein Herz schlägt.


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