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Eine Tour, zwei Welten

by Estefania

Beyoncé Köln Ich war zwei Mal Gast der „The Mrs. Carter Show World Tour“ und hatte nicht damit gerechnet, bei ein und derselben Tour einer Künstlerin zum gleichen Ticketpreis so gegensätzliche Shows geboten zu bekommen.
Warum ich mir überhaupt ein Konzertticket für Beyoncé kaufte:

Warum Beyoncé

Mit Veröffentlichung ihres zweiten Albums „The Score“, war 1996 das Jahr der Fugees. Das Trio bestand aus den rappenden Cousins Wyclef und Pras, sowie der Rapperin und Sängerin Lauryn Hill. „Ready or Not“, „The Mask“, „Fu-Gee-La“ und natürlich „Killing Me Softly“ dröhnten eine gute Zeit jeden Morgen aus meinem Walkman, während ich zur Schule fuhr.
1998 trug Wyclef Jean einen entscheidenen Teil dazu bei, dass eine vierköpfige R´n`B – Band namens Destiny´s Child, nach mehrjährigem Bestehen erstmals zu Popularität gelangen konnte. Ihre erste Single „No, No, No“ (Part I), ein eher monoton-dröger R´n`B Song mit dem ewigen „Du-willst-mich-aber-du-kriegst-mich-nur-wenn“…-Themenschwerpunkt, erreichte die Massen erst als es Wyclef in einem Remix gelang die Schlafzimmeratmosphäre aufzubrechen und die Nummer mit einem Barry White Sample aufgeweckt vielseitig zu arrangieren. Dies war die erste Single der damals vierköpfigen R´n`B-Band Destiny´s Child, die aus dem gleichnamigen Debütalbum stammte. In „No, No, No“ (Part II) taucht Wyclef Jean nicht nur akustisch in Erscheinung, sondern ist neben den vier Sängerinnen fester Bestandteil des Musikvideos, welches 1998 auf heavy rotation im Musikfernsehen lief. Dem Remix liegt der Song „Strange Games and Things“ von The Love Unlimited Orchestra´s (1976) zugrunde.
Der Song weckte vor allem durch Wyclefs Handschrift als Produzent mein Interesse für die Gruppe. Ich war nie deren größter Fan, verfolgte jedoch ihre Singleauskopplungen, die meist Charterfolge wurden und mithilfe hipper Musikvideos auf MTV gut repräsentiert waren.
Das Bandkonstrukt variierte mit der Zeit. Ursprünglich bildeten Kelly Rowland, Beyoncé Knowles, LeToya Luckett und LaTavia Roberson das klangvolle Gespann.
Uneinigkeiten mit dem Manager Matthew Knowles, dem Vater Beyoncés, führten aber zu dem Ergebnis, dass im Video zur Single „Say My Name“ plötzlich zwei neue Sängerinnen auftauchten, die LeToya und LaTavia ersetzten: Michelle Williams und Farrah Franklin. Farrah verließ nach ein paar Monaten die Kombo, sodass die Gruppe bis zum Schluss als Trio in Erscheinung trat. Inzwischen veröffentlichten sie drei weitere Alben: „The Writing´s on the Wall“ mit den Hitsingles „Jumpin´, Jumpin´“, „Bills, Bills, Bills“ und „Say My Name“, welches für sechs Grammys nominiert wurde, folgte nur ein Jahr nach ihrem Debüt. 2001 erschien „Survivor“ mit gleichnamiger erfolgreicher Single und den Auskopplungen „Bootylicious“, „Nasty Girl“ und „Independent Woman“, welcher auch Soundtrack zum Film „Drei Engel für Charlie“ war.
Ende 2001 veröffentlichte die Band ein Weihnachtsalbum und gab ihre Trennung zugunsten von Solokarrieren bekannt. Beyoncé hatte dabei größeren Erfolg als ihre Bandkolleginnen. Sie wirkte als Schauspielerin in „Austin Powers in Goldständer“ mit und steuerte den Song „Work It Out“, ihre erste Soloveröffentlichung, zum Soundtrack bei.
Ihr Debütalbum „Dangerously in Love“ mit den Singles „Crazy in Love“ und „Baby Boy“ (feat. Sean Paul) wurde 2004 mit vier Grammys ausgezeichnet. Im gleichen Jahr fanden sich Destiny´s Child für eine vierte Albumproduktion zusammen. „Destiny Fulfilled“ mit den Singles „Soldier“ und „Lose My Breath“ entstand. Und ungefähr in diesem Jahr dachte ich auch darüber nach, wie es wäre die Bühnenpräsenz der drei live zu erleben. Mein Interesse, sowie mein Budget befanden sich zu der Zeit aber doch nicht auf Höhe des Ticketpreiselevels, sodass ich beschloss die Mädels einfach ein paar Jahre später mal zu sehen. Dummerweise verkündeten sie 2005 ihre endgültige Trennung, sodass ich mir kurzzeitig doch in den Hintern biss, nicht bei einem ihrer Konzerte gewesen zu sein.
Ich verfolgte weiterhin Beyoncés Karriere und sah auf einer ihrer Tour-DVDs, mit welch ungeheurem Aufwand sie ihre Shows inszeniert und mit welcher Bühnenpräsenz sie es schafft, die Leute in ihren Bann zu ziehen. Vor allem beeindruckten mich ihre Livegesangskünste, die trotz scheinbarer körperlicher Höchstleistungen in punkto Choreografie, weder an Brillianz, Volumen noch Pointierung verloren. Ich wusste, diese Frau will und muss ich live erleben. Als Solokünstlerin war die Gefahr eines Zerwürfnisses mit Kolleginnen ja recht gering, sodass ich geduldig ausharrte, bis der richtige Zeitpunkt für einen Konzertbesuch gekommen war.

Mit Veröffentlichung ihres zweiten Albums „The Score“, war 1996 das Jahr der Fugees. Das Trio bestand aus den rappenden Cousins Wyclef und Pras, sowie der Rapperin und Sängerin Lauryn Hill. „Ready or Not“, „The Mask“, „Fu-Gee-La“ und natürlich „Killing Me Softly“ dröhnten eine gute Zeit jeden Morgen aus meinem Walkman, während ich zur Schule fuhr. 1998 trug Wyclef Jean einen entscheidenen Teil dazu bei, dass eine vierköpfige R´n`B – Band namens Destiny´s Child, nach mehrjährigem Bestehen erstmals zu Popularität gelangen konnte. Ihre erste Single „No, No, No“ (Part I), ein eher monoton-dröger R´n`B Song mit dem ewigen „Du-willst-mich-aber-du-kriegst-mich-nur-wenn“…-Themenschwerpunkt, erreichte die Massen erst, als es Wyclef in einem Remix gelang, die Schlafzimmeratmosphäre aufzubrechen und die Nummer mit einem Barry White Sample aufgeweckt vielseitig zu arrangieren.
Dies war die erste Single der damals vierköpfigen R´n`B-Band Destiny´s Child, die aus dem gleichnamigen Debütalbum stammte. In „No, No, No“ (Part II), taucht Wyclef Jean nicht nur akustisch in Erscheinung, sondern ist neben den vier Sängerinnen fester Bestandteil des Musikvideos, welches 1998 auf heavy rotation im Musikfernsehen lief.
Dem Remix liegt der Song „Strange Games and Things“ von The Love Unlimited Orchestra´s (1976) zugrunde.
Der Song weckte vor allem durch Wyclefs Handschrift als Produzent mein Interesse für die Gruppe. Ich war nie deren größter Fan, verfolgte jedoch ihre Singleauskopplungen, die meist Charterfolge wurden und mithilfe hipper Musikvideos auf MTV gut repräsentiert waren.

BERLIN

2013 startete „The Mrs. Carter Show World Tour“, Beyoncés fünfte Welttournee. Berlin stand auf dem Plan und ich bekam mit viel Glück ein Ticket in der besten Platzkategorie für das Zusatzkonzert am Samstag. Perfekter Tag, perfekter Platz, perfekte Stadt.

Beyoncé, Independent Woman

Ich erlebte ein plättendes, explosives, berührendes, schillerndes, stimmgewaltiges, feuriges und mitreißendes Konzert in der O2 World. Riesige Videoleinwände rahmten die Bühne, sodass auch in den hinteren Reihen das entfernte Geschehen mitverfolgt werden konnte.  In der Mitte der Halle befand sich eine etwas kleinere u-förmige Bühne, auf die Beyoncé für drei bis vier Songs mit Hilfe eines Seil schwebte und dort ganz nah am Publikum performte, zu dem sie auch immer wieder körperlichen Kontakt suchte. Dem Wort Show im Tourtitel wurde das Konzert in allen Punkten gerecht. Es war ein visuelles und akustisches Megaevent mit Pyrotechnik, Goldregen, schillerndsten und aufsehenerregendsten Outfits, Darbietungen und Live-Gesangseinlagen, die ihresgleichen suchen.

Bey Hive  Beyoncé O2 World, 2013

Die Show startete mit dem wahnsinnig energievollen und treibendem „Run The World“, bei dem das Publikum durch den mächtigen Beat und eine dargebotene Choreografie, die keinen Widerstand zuließ, aus seinen Sitzen gestampft wurde. Ihre aufsehenerregenden Outfits, die sie themenbezogen wie Kostüme trug, wechselte Beyoncé spätestens nach drei performten Liedern. Die textile Vielfalt reichte von sportlich-lässig über luftig und/oder pobetont geschnittenen Abendkleidvariationen bis zu hautengen glitzernden Tops und Anzügen. Während der kurzen Umzugspausen liefen Einspielfilme, die mal mehr oder weniger künsterlisch wertvoll waren. Die Sängerin präsentierte sich hier selbst im Hochglanzformat in unterschiedlichen Kostümen und Settings. Außerdem waren Auszüge ihres Dokumentarfilms „Life is but a Dream“ zu sehen. Dabei sorgten vor allen Dingen Bilder ihrer Tochter Blue Ivy für ohrenbetäubendes Gekreische in der Halle.

Beyoncé

Keiner ihrer Nummer 1 Hits fehlte an diesem Abend. Selbst „Say my Name“ und „Survivor“ aus der Destiny´s Child-Ära fanden ihren Platz in der Show. Nach einer fast zweistündigen eindrucksvoll charismatischen Performance, im Zusammenspiel mit ihrer ausschließlich weiblich besetzten Liveband und den Tänzerinnen, sowie den „Twins“ (zwei männlichen Tänzern), endete die Show. Ein zu Beyoncés Liebesbekundungen und Danksagungen „Halo“-singendes O2 World-Publikum beschloss den mitreißenden und erinnerungswürdigen Konzertabend.

beyoncé5

Das Faszinierende an Frau Carter-Knowles ist ihre spezielle Fähigkeit, ein Gefühl von Nahbarkeit, Natürlichkeit, Dankbarkeit, ja fast schon Demut und Liebe an ihr Publikum zu vermitteln. Auch wenn dem ihr professionelles Auftreten, das auf Makellosigkeit bedachte Erscheinungsbild, ihr ausgeprägter Ehrgeiz, die eiserne Disziplin und ihr Perfektionismus entgegenstehen müssten. Aber sie schaffte es, mich davon zu überzeugen, dass sie dankbar dafür ist, dass ich ihr Konzert besuche, ihre Musik höre und wir an diesem Abend zueinander finden konnten.

Während ihrer Tour erschien Ende 2013, völlig ohne Vorankündigung, ihr 5. Soloalbum „Beyoncé“, welches vorerst exklusiv über iTunes zu erwerben war. In nur drei Tagen brach das visuell konzipierte Album mit 828.773 verkauften digitalen Einheiten sämtliche Verkaufsrekorde und belegte damit in 104 Ländern Platz 1.

KÖLN

Beyonce Banner

Geflasht vom Berlinkonzert und der neu veröffentlichten Single „Drunk in Love“ (feat. Jay-Z), die Beyoncé zusammen mit Jay-Z bei den Grammys performte, wurde mein Interesse für ihre Welttour erneut geweckt. Plötzlich war auf Fotos ihrer Konzerte in London auch ihr Ehemann auf der Bühne zu sehen. Die Chance auf ein neuwertiges Megakonzert, dass das neu erschienene Konzeptalbum und seinen Inhalt repräsentieren würde, stieg. So ließ ich mich in meinem Fieberwahn, der immer weiter durch neue Postings von Auftritten in aller Welt genährt wurde, dazu hinreißen mir zwei Tickets für das Kölnkonzert am 15. März 2014 zu ersteigern. Bis zuletzt bangte ich um die Echtheit der Tickets. Die stundenlange Fahrt nach Köln hätte völlig umsonst sein können. Ich hatte aber Glück!
In der Annahme: Geteiltes Glück ist doppeltes Glück, wollte ich diesmal gern in Begleitung einer vertrauten Person sein.
Zur Anwendung kam aber: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Unter dem Motto stand der zweite Konzertbesuch leider tatsächlich.

Gab es in Berlin einen Sänger (Luke James) im Vorprogramm, versuchte in Köln ein gewisser DJ Monsieur Adi mit total überdrehtem Sound die Massen anzuheizen. Ich ging fest davon aus, dass der viel zu laute Sound, der die Idee von einer schlecht klingenden Großraumdisco mit kaputten Boxen vermittelte, auf einen Anflug von Übermut und eine eventuelle Gehörschädigung des Monsieurs zurückzuführen war. Würde doch nur endlich die Show losgehen, damit ich von diesem Lärm befreit werde, dachte ich. Mit einer guten Stunde Verspätung, um 21.15 Uhr begann Beyoncé ihre Show, in der sie die meisten Titel ihres neuen Albums präsentierte. Das war es, worauf ich mich vor allem gefreut hatte: neue feurige, hart basslastige Songs, die bis ins Rückenmark gehen.

Beyonce Bodyguard

Nur war es gar nicht so einfach allen Liedern zu folgen, beziehungsweise die Titel zu erkennen, da alles was mit Bässen ausgestattet war (die meisten ihrer Songs) mörderisch laut und undeutlich dröhnte. Ein matschiges Wabern und Vibrieren dominierte den Großteil der Songs, wogegen Beyoncés sonst so beeindruckende Bühnenpräsenz und Stimme nicht ankamen. Von ihrer kraftvollen und variationsreichen Stimme war nur bedingt etwas zu hören, da alles, was an tiefen Frequenzen in der Halle zu viel vorhanden war, an Dynamik auf ihrem Gesangsmikro fehlte. Es war zu spüren, dass sie gegen den Sound ankämpfte, der ihre Stimme maskierte. Ich steckte mir freiwillig Zellstoff als Gehörschutz in die Ohren. Kann ich sonst Songs wie „Flawless“, „Yoncé“, „Partition“, „Run the world“ oder „Drunk in love“ in voller Lautstärke hören ohne mich belästigt zu fühlen, lag es hier am völlig unstimmigen und unausgewogenen Sound, der neuropathische Schmerzen verursachte.
Ich überlegte zwischendurch wie ich ans Mischpult kommen könnte, um den Leuten dort zu sagen, dass sie bitte aufwachen und ihren Job machen sollen. Auch während des Konzertes, was dieses Mal nicht ganz 1 1/2 Stunden dauerte, fand keine hörbare Korrektur des Sounds statt. So wurde das Konzert fast schon zu einer Tortur. Eine Akustikperformance von „Irreplacable“ verschaffte den Gehörgängen kurzzeitige Erholung. Beyoncé selbst performte gefühlt liebloser als in Berlin. Vielleicht empfand sie den Sound selbst als Zumutung und wollte nur schnell die Show hinter sich bringen. Zwischendurch machte sie auf mich einen leicht gequälten Eindruck. So machte ich mir während des Konzerts Gedanken, wie es bei einer so durchgeplanten Show einer perfektionistischen Entertainerin, die nichts dem Zufall überlässt, zu solch einem qualitativen Einbruch kommen kann. Dabei spielten sich in meinem Kopf unterschiedliche Szenarien ab, die für mich einen verpassten Soundcheck begründen konnten. Dass ich als Konzertbesucher zwischendurch solche Gedanken hegte, verdeutlicht das Ausmaß der akustischen Katastrophe. Im Nachhinein las ich, dass ihr Flugzeug verspätet in Köln landete.

 Beyoncé Köln        Beyoncé interagiert mit Fans, bodyguard

Beyoncé solo               Beyoncé Zwilling

Die zweite Bühne, auf der Beyoncé in Berlin mit Tänzerinnen ganz nah am Publikum performte, glich in der Lanxess Arena eher einer Obstkiste. Für Tänzerinnen und die Nummer mit der schwebenden Beyoncé am Seil gab es hier selbstverständlich keinen Platz. Ich fragte mich während des Konzerts öfter, ob ich hier tatsächlich auf ein und derselben Tour bin. Die Unterschiede hätten nicht gravierender sein können, obwohl ich in Köln nur ein paar Reihen weiter hinten saß als in Berlin. Ich hoffte für die Konzertbesucher am nächsten Tag, dass es bei ihnen einen Soundcheck mit fähigen Tonmeistern geben werde und schwor mir, nie wieder freiwillig ein Konzert in der Lanxess Arena zu besuchen. Vielleicht sollte ich zukünftig lieber länger von einem mich flashenden Erlebnis zehren, als um jeden Preis eine Wiederholung dessen anzustreben. Das Positive an der ganzen Misere: ich konnte mich problemlos auf meinen Sehsinn konzentrieren und somit ausgiebig meine neue Kamera austesten. Wie man unschwer erkennen kann, sah der Kameramann auch etwas genauer hin. Angst vor dem Ehemann musste er schließlich nicht haben, denn er erschien nicht auf der Bühne. Ihre gemeinsamen Songs performte sie allein.

Kameramann

 


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