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Retrospektive – Frida Kahlo

by Estefania

Drei bis vier Tage wollten wir unsere Hauptstadt unsicher machen. Ein Tag davon sollte fest reserviert sein für einen Besuch der Frida Kahlo Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. Die Vorfreude war riesig. Doch der ursprüngliche Plan löste sich spontan in Luft auf, als die potentiellen Übernachtungsmöglichkeiten doch keine freien Kapazitäten mehr aufzuweisen hatte. Nach dem kurzen aber heftigen Schock musste eine Alternative her. Frida musste einfach gesehen werden. Besonders reizvoll macht diese Ausstellung die Möglichkeit Kunstwerke aus mexikanischen Privatsammlungen, nordamerikanischen Museen und private Fotos aus dem Familienbesitz besichtigen zu können. Werke, die innerhalb Europas wahrscheinlich nicht mehr in naher Zukunft gesammelt zu finden sein werden. Somit einfach ein Muss für jeden Kunstinteressierten, Frida Kahlo-Begeisterten oder Liebhaber rarer Sammlungen.

Im Vorfeld war schon bekannt, dass die Wartezeiten etwas länger ausfallen könnten, da das Interesse an der Ausstellung enorm hoch ist. Am 30. April war Ausstellungsbeginn, am 09. August besteht die letzte Chance sie zu besichtigen. Da wir uns nun in der Endphase befinden ist der Andrang verständlicherweise besonders stark. Wir richteten uns mental auch darauf ein. Der neue Plan unseres Berlintrips war nun ein kostengünstiges Wochenendticket. Hin- und Rückfahrt für 37 EUR und zwei Personen erschienen günstiger als ein normales Zugticket oder auch eine Mitfahrgelenheit. Gesagt, getan: Um 5 Uhr morgens ging es am Bahnhof los, kurz vor 10 waren wir in Berlin.

Die Sonne schien und wir gönnten uns nach der anstrengenden Fahrt einen Kaffee an der Spree. Noch eine Zigarette und dann könnten wir gemütlich losmachen. Unsere Rückfahrt ging erst in 8 Stunden. Das Museum fanden wir fast auf Anhieb. Wie erwartet befand sich eine ordentliche Menschenschlange vor dem Gebäude. Wir passierten sie noch relativ optimistisch bis zur Hälfte um zu sehen wie weit es wirklich bis zum Eingang war. Dort stießen wir jedoch auf ein großes Schild, auf dem der Hinweis stand: „Ab hier kann die Wartezeit ca. 4-6 h betragen.“ Das ließ uns erstmal die Kinnlade runterklappen. Zusammengerechnet mit der Masse davor würden wir auf 8, wenn nicht sogar 12 Stunden Wartezeit kommen. Das Horroszenario, wir bekämen nach 7 Stunden ein Ticket und müssten aber innerhalb von 20 Minuten wieder am Hauptbahnhof sein, bewog uns dazu schweren Herzens auf die Ausstellung zu verzichten und das beste aus dem Tag zu machen. Noch ein kurzes Abschiedsfoto und dann sahen wir uns die kostenlose Ausstellung „Topographie des Terrors“ an, die wenige Meter weiter war.

Danach ging es in Richtung Potsdamer Platz, wo wir gleich von einer netten Liveband auf der Verkehrsinsel begrüßt wurden. Weiter ging es zum Brandenburger Tor, dem Adlon Hotel und dann zum beeindruckenden Holocaust Denkmal, welches zur Erinnerung und dem Gedenken an die Ermordung von 6 Millionen Juden erbaut wurde.

Auf dem Rückweg zum Brandenburger Tor kamen etliche Paparazzi an uns vorbei gestürmt. Da ist sicher mal wieder jemand Berühmtes im Adlon abgestiegen. Dort angekommen sahen wir auch eine Polizeisperre am Hintereingang des Hotels, der auch noch immer von vier Polizisten belagert wurde. Zu sehen war aber nichts Spannendes. Da wir mit dem Wochenendticket auch kostenlos den kompletten Nahverkehr nutzen konnten, beschlossen wir Berlin den Rücken zu kehren und nach Potsdam zu fahren um etwas Ruhe im Schlosspark zu suchen. Davon war bei Ankunft aber noch rein gar nichts zu spüren. Menschenmassen tummelten sich rund um den Bahnhof und vor allem in den Straßenbahnen. Schnell erfuhren wir auch warum: es fanden die Weltmeisterschaften der Marching Show Bands statt. Wohl ein großes Ereignis, das dementsprechend Leute anzog. Uns blieb aber nichts anderes übrig als uns auch in eine der überfüllten Bahnen zu quetschen und bis zum Luisenplatz in die Nähe des Schlossparks zu fahren. Dort angekommen sahen wir auch schon die bunt gekleideten Spielmannszüge.

Auf Schloss Sanssouci fokussiert, passierten wir diese aber schnell und traten in den Schlosspark ein, in dem sich weit weniger Menschen aufhielten als in der Stadt. Wir ließen uns verzaubern vom Charme der Friedenskirche, des Chinesischen Teehauses, der Orangerie und natürlich des Hauptschlosses Sanssouci, sowie der etlichen Springbrunnden und akkurat geschnittenen märchenhaften Hecken und Beete. Ein Idyll, was seinesgleichen sucht. Das Positive daran vor allem: kaum Touristen, Ruhe, angenehmes Wasserplätschern und Umgebensein von Jahrhunderte alten Bäumen. Nach diesem Kontrastprogramm zur lebhaften Hauptstadt hätten wir fast die Zeit vergessen. Am Ende bekamen wir rechtzeitig unseren Zug um halb sieben und waren kurz vor elf auch wieder zu Hause. Ein turbulenter und aufregender Tag, der einiges an Kraft kostete aber uns so viel geschenkt hat obwohl wir unser eigentliches Ziel nicht umsetzen konnten. Das beste daran: alles Erlebte kostete jeden von uns gerade mal 20 EUR (inkl. Fahrtkosten, Speisen, Getränke). Ein traumhafter Tag, wenn auch ein großer Traum dafür nicht erfüllt werden konnte.


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